LIBANON 01 |
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Der
Libanon, jenes kleine Land an der Ostküste des Mittelmeeres,
das in diesen Jahren eine Zerreißprobe zu bestehen hat
zwischen Israel, dem mächtigen Nachbarn im Süden (hinter dem die USA
stehen)
und Syrien, dem Nachbarn im Osten (hinter dem der Iran steht),
stand schon lange auf der Wunschliste meiner Reiseländer.
Dieses "Eck" im Bereich biblischer Länder fehlte mir unter anderen,
derzeit noch schwerer zu erreichender Ziele noch.
Zu Ostern 2011 ergriff ich die Gelegenheit und buchte trotz Bedenken von Frau
und Tochter Hotel und Flug.
Erste Eindrücke in Beirut überraschen, aber sie sind gegenwärtig real. |
Auch das sind erste Eindrücke. Sie verweisen in die jüngste Geschichte. |
Ein kurzer Blick auf die Geschichte des Libanon
Schon
seit 3000 Jahren v. Chr. lässt sich die Besiedelung des Gebietes
nachweisen. Immer schon war man wegen der wenigen fruchtbaren Flächen
auch auf das Meer angewiesen. So spielte bald die Schifffahrt eine wichtige
Rolle. Handelskontakte zu Zypern, Kreta und Ägypten wurden gepflegt. Die Nachfahren im 2. Jahrtausend v. Chr. nannte man Kanaanäer. Eine kulturelle Höchstleistung war die Entwicklung einer Schrift um 1800 v. Chr.. Ab etwa 1500 v. Chr. gehörten die Küstenstädte des Libanon zum Pharaonenreich. Nach dessen Schwächung übernahmen die Städte Tyros und Sidon die Macht. Etwa 900 v. Chr. verheiratete ein König von Tyros seine Tochter Isebel mit König Ahas von Israel. Zu dieser Zeit begann auch der Druck der Assyrer auf die Bewohner des Libanon, die man Phönizier nannte, zuzunehmen. Auf die Assyrer folgten die Babylonier, dann kamen die Perser (539 v. Chr.). Alexander d. Gr. nahm 333 v. Chr. die gesamte Küste in Besitz. Ab 64/63 v. Chr. wurden die phönizischen Städte dem römischen Reich angegliedert. Damals löste das Christentum die alten Religionen mit ihren Göttern (Baal, Astarte, Adonis...) ab. Bis etwa 640 n. Chr. gehörte das Land zum oströmischen Reich, dann eroberten es islamische Truppen und herrschten, bis die Kreuzfahrer kamen und für kurzt Zeit den Ton angaben. Dann waren es wieder die Muslime. 1516 wurde der Libanon osmanische Provinz.
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1832 verbündete sich der libanesische Emir mit dem ägyptischen Vizekönig. Sie konnten die Osmanen zurückdrängen. Da sie aber allzu hohe Steuern verlangten spielten sie bald den Drusen und Maroniten in die Hände, die einen Aufstand gegen Ibrahim Pascha machten. Unterstützt wurden sie unter anderen auch von Briten und Österreichern. 1918 brach das Osmanische Reich zusammen und für den Libanon begann die französische Besatzung, die später (1926) in die Libanesische Republik unter französischem Mandat überging. 1943 erhielt der Libanon die Unabhängigkeit. Eine Besonderheit ließ die Regierung funktionieren: Der Staatspräsident musste Maronit (Christ) sein, der Ministerpräsident Sunnit (Moslem) und der Parlamentspräsident Schiit (Moslem). 1948 flüchteten
ca. 100 000 Palästinenser (meist Muslime) aus Israel in den Libanon.
In 15 Lagern wurden sie von den UN versorgt. Ab 1992 (bis
1998 und 2000-2004) regierte Rafic Hariri recht klug und brachte Ruhe
ins Land - außer in den Süden. Dort beschoss die Hisbollah
regelmäßig Israel und diese übten Vergeltung. Dann stationierten
die Syrer Truppen im Land und erzeugten neue Spannungen. Hariri trat zurück
und wurde 2005 durch eine Autobombe ermordet. Massive Proteste im Land
und internationaler Druck veranlassten dsie Syrer, sich wieder aus dem
Land zurückzuziehen. Aber die Krisen waren damit noch nicht zu Ende. Ein neuer Präsident war zu bestellen, aber das dauerte Monate, denn die demografischen Veränderungen (zunehmend mehr Muslime durch höhere Geburtenrate) sollten auch in die parlamentarische Sitzverteilung einfließen. Der Graben zwischen christlicher Bevölkerung und den Schiiten wurde immer größer. Das führte dazu, dass die Hisbollah 2008 die Kontrolle über einen Teil Beiruts an sich riss. Früher genoss das Land den Ruf "Schweiz des Orients" zu sein. Davon war es zwischendurch weit entfernt. Aber der Libanon erholt sich immer wieder rasch und 2009 setzte die New York Times Beirut auf den ersten Platz ihrer "Must-Reiseziele". Derzeit - April 2011 - haben viele Libanesen Angst, in die aktuellen Entwicklungen - vor allem in Syrien - hineingezogen zu werden. Auch haben sie große Angst davor, dass die Hisbollah Israel zu einem neuen Angriff provozieren könnte. |
Beirut begenet einem heute als die "Wiederauferstandene" nach den Zerstörungen durch die Angriffe Israels im Jahr 2006. Beirut
aber hat Geschichte! Einige interessante Details seien kurz erwähnt: -
Man kennt die Stadt seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. |
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- Während
des Bürgerkriegs (1975-1990) war die Stadt entlang der sgn. "Green
Line" in einen muslimischen Westen und einen christlichen Osten geteilt.
Das Zentrum der Stadt wurde völlig zerstört.
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Down Town Beirut ist das schmucke Zentrum dieser quicklebendigen Stadt. Wieder aufgebaut wurde es vor allem mit Geld aus Saudi Arabien.
Der Libanon
bleibt aber eingezwängt zwischen Machtblöcken, die wohl nicht
bereit sind, Rücksichten auf das kleine Land zu nehmen. Israel im
Süden und Syrien (mit dem Iran im Hintergrund) im Osten. Libanesen
sprechen von zwei Feinden, die sie besonders fürchten: Israel im
Süden, mit denen es ohnenhin pausenlos Scharmützel gibt, und
die Hisbollah, die sie im eigenen Land haben. Diese, so fürchten
sie, könnten wieder einmal die Israelis provozieren.
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