Türkei 1985
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Wir gehen in das landschaftlich schönste Gebiet der Türkei, das im Westen an der ägäischen Küste und in ihrem Hinterland liegt. Hier gedeihen Wein und Oliven, Feigen und Tabak, Orangen und Baum-wolle und hier gibt es zahllose Buchten und Halbinseln, schöne Sandstrände und angenehmes Wetter. Der griechische Geschichtsschreiber, Herodot, meinte, dass diese Küste "den schönsten Himmel und das beste Klima der Welt" habe.

Die Griechen mussten das wissen, denn sie lebten mehr als 1000 Jahre dort, gründeten große Städte und führten der schönen Helena wegen den Trojanischen Krieg, wie Homer behauptet - und der musste es wissen, denn er stammte ja aus dieser Gegend (Izmir).

 

Die Überreste aus der alten Zeit, die es in diesem Gebiet in Unmengen gibt, sind hochinteressant. Aber das besonders Schöne ist, dass man hier Natur, Baden und Bildung so schön miteinander verbinden kann.

 

Wir besuchen Ephesus, die wohl aussagestärkste Stätte der griechisch-römischen Antike. Das berühmteste Gebäude ist die Celsus-Bibliothek, die von Österreichern rekonstruiert wurde. Celsus war ein Gouverneur und interessiert am Wissen seiner Zeit. Dieses hat er hier zusammengetragen und damit neben der berühmten Bibliothek von Alexandrien eine der berühmtesten Bildungsstätten der Antike geschaffen. Er ist auch hier bestattet.

 

 

 

 

Daneben gibt es dort zahlreiche Ruinen von Palästen, von Bädern und Bordellen und anderen Bauwerken zu sehen.
Besonders eindrucksvoll ist das Theater, dessen Bühnenhaus 115 m breit war und auf dessen Sitzreihen 24 000 Menschen Platz fanden. Eine Straße führte früher direkt zum Hafen, der dort war, wo heute diese Straße im Sand endet. Der Hafen und die ganze Bucht sind im Lauf der Jahrhunderte verlandet und so ist Ephesus heute fünf Kilometer vom Meer entfernt.

 

 

 

Im Sommer finden hier Darbietungen nach historischen Vorbildern statt.

Interessant ist auch dieses Bauwerk - eine öffentliche Toilette mit ca. 30 Sitzplätzen. Auch dieses „körperliche Geschäft“ war damals keine Privatangelegenheit wie heute, sondern ein willkommener Anlass für gesellschaftliche Begegnung. Um unerwünschte Töne zu überspielen, gab es in der Mitte einen Springbrunnen, der dezent plätscherte; und um unangenehmen Geruch zu vermeiden, hatte man bereits eine Wasserspülung - einen Bach darunter.

Im Jahre 53 n. Chr. kam es in Ephesus zu einem Aufstand. Alle Plätze im Theater waren besetzt und über der ganzen Stadt war der Sprechchor der Menge zu hören. Sie riefen angeblich stundenlang:
"Groß ist die Artemis der Epheser!" Demetrios, ein berühmter Silberschmied, hatte diese Veranstaltung organisiert, weil die Umsätze seiner Zunft und die Arbeitsplätze ernsthaft gefährdet waren.
Schuld daran war Paulus, der auch hier mit großem Erfolg den Glauben an Jesus Christus verkündet hat und nur zwei Jahre brauchte, um den 1000 Jahre bestehenden Kult der Göttin Artemis zu erschüttern.

 

Bis dahin waren Millionen Pilger gekommen und hatten beim Besuch des Heiligtums auch silberne Artemisstatuen gekauft. Jetzt drohte die silberne Muttergöttin zum Ladenhüter zu werden - deshalb der Aufstand im Theater von Ephesus.
Dieser Tempel der Artemis, von dem nur mehr diese kläglichen Reste im Vordergrund übriggeblieben sind, zählte zu den sieben Weltwundern der Antike. Er war 115 m lang, 55 m breit und 18 m hohe Säulen hatten das Gebälk getragen. 120 Jahre hatte man daran gebaut. Ein Wahnsinniger hat ihn in Brand gesteckt.


Johannesbasilika: Der Apostel Johannes ist nach der Kreuzigung Jesu hierher-gekommen und hat den Glauben verkündet. Wir wissen aber aus dem Evangelium auch, dass Jesus vom Kreuz herab diesem Johannes seine Mutter anvertraut hat. Die Überlieferung sagt nun, dass mit Johannes auch Maria hierhergekommen ist…
…und auf einem Berg in der Nähe bis zu ihrem Tod gewohnt hat.
     

Im Hinterland dieser ägäischen Küste finden wir das großartigste Naturdenkmal der Türkei: die weißen Kalksinterterassen und versteinerten Wasserfälle von Pamukkale.
Heiße Quellen haben hier in tausenden von Jahren gelösten Kalk aus der Erde befördert, abgelagert und dadurch diese alabasterweiß leuchtenden Kaskaden geschaffen.
Wie Watte schaut das Ganze von der Ferne aus - daher kommt auch der Name: Pamukkale bedeutet: "Baumwollschloss".

 

 


Wenn heute Touristen in dem warmen Wasser baden, machen sie nur nach, was dort schon seit der Antike gemacht wurde: Hier lag der antike Kurort Hierapolis. Römische Senatoren, hohe Beamte und der byzantinische Adel verbrachten hier ihre Kuraufenthalte. Wer es sich leisten konnte, der siedelte sich auch hier an. Von der zahlreichen Besiedelung damals zeugt heute vor allem noch der Friedhof.
     

In der Landschaft Kappadokien fühlen wir uns fast ein wenig wie auf dem Mond, wenn wir in diese Tufflandschaft um das Gebiet von Göreme kommen und bewun-dern, was der Erciyas Dagi (3916 m) bei seinen gewaltigen Ausbrüchen hier geschaffen hat.
Unmengen vulkanischen Materials hat er weit ins Umland geschleudert und Wind und Wetter haben diese Falten, Risse, Täler und Schluchten geschaffen. Stehen blieben unzählige Tuffkegel. Wenn einer so eine dunkle Steinhaube aufhat, dann ist dieser "Hut" härteres Gestein von einem späteren Vulkanausbruch.

 

 

Tuffstein ist so weich, dass man ihn ohne besonderes Werkzeug aushöhlen kann; er ist aber auch so fest, dass er nicht in sich zusammenstürzt, wenn jemand sich darin z.B. eine Wohnung geschaffen hat. Seit der Antike schon wurden in diesem Gebiet beinahe ganze unterirdische Städte gegraben.
Besonders bemerkenswert und berühmt sind die Höhlenkirchen

Allein im Tal von Göreme sollen es 365 solcher Kirchen sein - für jeden Tag eine.


Solche in Stein gehauene Höhlen dienen auch heute noch als Lagerhallen für Obst, das aus den südlichen Küstengebieten hierher gebracht wird, weil hier in diesen Tuffhöhlen die Temperatur Sommer wie Winter konstant bleibt.

     
Noch einmal reisen wir nach Osten - ein schönes Stück noch, und besuchen die größte Sehenswürdigkeit Ostanatoliens. Wir finden sie nur schwer zugänglich in mehr als 2100 m Höhe auf dem Gipfel des Nemrut Dagi. Eine mehr als abenteuerliche Fahrt bringt uns hinauf zum Grabmal des Königs Antiochus I. von Kommagene.
Für den künstlichen Gipfel, der 50 m hoch ist, mussten 300 000 m3 Schottergestein hierhergeschafft werden. Im Inneren dieses Hügels befindet sich vermutlich der Sarkophag des Königs. Er konnte bis heute nicht gefunden werden, weil die Grabungen so schwer sind, da das lockere Schottergestein immer wieder nachrollt. Ich bezeichne diesen Gipfel auch den "Gipfel des Wahnsinns". Dieser König konnte wohl den Gedanken nicht ertragen, wie seine Untertanen auch sterblich zu sein und damit ihnen letztlich gleich. Hier heroben hat er sich unter die Götter eingereiht und wollte so unsterblich werden.

Acht bis neun Meter hoch sind die Götterfiguren, deren Köpfe im Lauf der Zeit heruntergefallen sind. Hier sind jene Gottheiten dargestellt, von denen Antiochus seine Abstammung herleitete: Zeus, Apoll, Herakles und Tyche (eine kommagenische Göttin) z.B. Zum Teil zeigen diese Götterfiguren neben griechischen auch persische und assyrische Züge. Das hat seinen tiefen Sinn:

 

 

 

 


Kommagene war ein kleines Königreich zwischen dem persischen und griechischen Machtbereich. Dieses Land war schutzlos gegen Ost und West und jedem Einfluss preisgegeben. Trotzdem wollte es in den persisch-griechischen Machtkämpfen neutral bleiben. Das ging nur durch geschickte Politik und verlangte einiges Taktieren, um sich auf keiner Seite Feinde zu schaffen.

 

 



Vielleicht ist dieser Mittelweg auch auf diesem Berg angedeutet sein - und vielleicht kann das ein Symbol für die Türkei heute sein: Brücke zu sein zwischen Ost und West.
Ich glaube, man kann den Türken wünschen, dass ihnen dieser Weg gelingt.
     

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